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Aikido:Lexikon:Was ist Aikido

Aus TCG 1874

Was ist Aikido?

Jeder der im Internet surft und unter dem Suchbegriff AIKIDO entsprechende Seiten findet wird immer wieder diese Frage lesen. Was ist Aikido? Immer wieder wird man etwas über die geistigen Inhalte, des von Morihei Ueshiba (1883 - 1969) entwickelten Aikido, über Daten und Fakten, die Entwicklung in der ganzen Welt sowie in Deutschland, lesen können. Die Fakten bleiben immer die selben, auch wenn je nach Interessengruppe verschiedene Interpretationen mancher Daten vollzogen werden. Ich möchte also den Bereich der Interpretation von Interessenverbänden verlassen und mich mit den geistigen, sowie technischen Inhalten, des Aikido und deren Anwendung beschäftigen.

Wer betreibt eigentlich Aikido?

Aus meiner bisherigen Erfahrung wird Aikido nicht von Menschen betrieben, die auf Kampf und Gewalt aus sind. Es hat sich immer wieder gezeigt das Interessenten, die diesen Weg gewählt haben, schnell das Dojo verlassen und sich anderen Budo - Disziplinen zugewandt haben. Auch Ungeduldige, die ihrer Meinung nach nicht schnell genug weiter kamen, sind diesen Weg gegangen. Aber was sagt das im Bezug auf den übenden Aikidoka aus?

Ich möchte folgende These aufstellen

Schlagen, Treten in einem normalen Maß sowie ein gewisser Hang zur Aggressivität, ist dem Menschen angeboren. Somit wird eine Budo-Disziplin, in der diese Potentiale gefördert oder im schlimmsten Fall sogar potenziert werden, von einigen Leuten begeistert aufgenommen. Manche Kampfsportvereine bzw. Trainer machen sich dieses Potential zu Nutze und verstärken es durch ein gezieltes Training. Diese Klientel ist sicherlich nicht die Basis aus der neue Aikidoka entstammen, sondern oftmals eine Sorte von Menschen die den gesamten Budo-Bereich in Misskredit bringen. Ich möchte hiermit auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als wenn Aikido das Allheilmittel im Budo Sport sei, sondern nur auf einige wenige schwarze Schafe hinweisen, die durch ihr (Fehl) Verhalten und ihre Methoden alle ehrlichen und pflichtbewussten Trainer und Übungsleiter und somit alle Budo-Sportarten in ein schlechtes Licht stellen. Denn auch Wettkampfsport kann, wenn er richtig gelehrt wird, viel dazu beitragen das Wesen eines Menschen positiv zu beeinflussen und Techniken nicht um der Technik Willen zu erlernen. Wer Aikido nur als Form der Selbstverteidigung erlernen will wird feststellen, dass dieser Weg sehr langwierig ist.

Warum betreibt man dann eigentlich Aikido?

Kampf und Aggressivität entfallen; Wettkämpfe werden genauso strikt abgelehnt wie Meisterschaften; Effektivität kann am Anfang nicht erreicht werden, was durch andere Disziplinen gerne suggeriert wird. Worin besteht dann überhaupt der Reiz Aikido zu erlernen ? Meiner Meinung nach wird der Reiz des Aikido erst deutlich wenn man mit dem Üben begonnen und sich dadurch ein bisschen mit der Geschichte und dem Wesen befasst hat. In der heutigen, schnelllebigen Zeit, von der geistigen Vervollkommnung durch den Weg des Aikido zu berichten, ist ein Ziel, welches die meisten Menschen nicht anstreben oder sofort begreifen werden. Im Zeitalter des Wandels, in dem die Schnelllebigkeit die einzige Konstante ist, werden viele Schüler gerade dadurch abgeschreckt.

Versuchen wir es also mit dem Wort "Selbstsicherheit". Ich denke das dieses Wort viel von dem ausdrückt, was erreicht werden soll. Aikidoka sind keine "Einzelkämpfer", sondern trainieren in einer Gemeinschaft. Der Einzelne wird aufgenommen, akzeptiert und toleriert. Aikido kann nur mit einem Partner erfahren und gefühlt werden. Durch diese Gemeinschaft und die gegenseitige Erfahrung wird Sicherheit aufgebaut. Im Zeitalter der Anonymität wird im Aikido das Gegenteil gelehrt. Die Selbstsicherheit und geistige Reife wird im Laufe der Zeit mit und durch die Gemeinschaft ausgeprägt. Das immerwährende Training tut ein übriges dazu, um Selbstsicherheit zu erlangen.

Ich glaube kaum das viele Ausübende sich am Anfang mit der Geschichte und dem Leben des Aikido Begründers Morihei Ueshiba befasst haben. Somit dürfte der Grund des Übens zuerst nicht in den geistigen Inhalten des Aikido stecken. Was treibt also Menschen trotzdem zu dieser Disziplin. Zum einen ist es sicherlich der Reiz des Fernöstlichen, zum anderen aber auch speziell die Eleganz der Bewegungen, sowie das absolut konträre Verhalten gegenüber den meisten bekannten Budo-Sportarten. Gerade dieses Unterscheidungsmerkmal zieht Menschen in seinen Bann und zeigt gleichzeitig einen neuen Weg auf den man gehen kann. Wenn man dann die ersten Hürden gemeistert hat, wird sich auch automatisch die Effektivität einer Technik offenbaren, sowie auch der geistige Inhalt. Es geht nicht mehr um das Kämpfen. Es geht auch nicht mehr darum eine Technik zu beherrschen oder jemanden zu verletzen. Es geht einzig und allein darum zu erkennen, dass Kampf nicht das letzte Mittel sein muss. Es geht mehr um die geistige Reife einer Auseinandersetzung rechtzeitig aus dem Weg zu gehen, Zivilcourage zu entwickeln, sowie im schlimmsten Fall einen Angriff angemessen zu beantworten. Doch dieses sollte nicht das Streben sein, sondern der Wille Aggressivität im Keim zu ersticken.

Effektivität im Aikido

Eines sollte jeder Ausübende, oder auch Betrachter, der Aikido als "Tanzdarbietung" oder ineffektiv bezeichnet, bedenken. Auch wenn die Technik nicht im Mittelpunkt steht, so sollte sie doch unverfälscht und effektiv vermittelt und weitergegeben werden. Letztendlich sind die Techniken einen Menschen zu besiegen oder zu töten durch Jahrhunderte alte Methoden und Traditionen entwickelt und genauso lange erfolgreich eingesetzt worden. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass oftmals die Beherrschung einer Technik über Leben und Tod entschieden hat. Auch wenn einige Techniken im Aikido entschärft wurden, um den Angreifer zu belehren und nicht zu verletzten oder sogar zu töten, so sollte nie die Effektivität in seiner Ursprungs- oder abgewandelten Form in Frage gestellt werden. Das Ziel einen Angreifer kampfunfähig zu machen und angemessen auf seine Attacke zu reagieren sollte im Vordergrund stehen, ohne gleich den aggressiven Gedanken zu entwickeln ihm schwerste Verletzungen zufügen zu wollen. Da viele Techniken des Aikido aus dem Schwertkampf entwickelt wurden, möchte ich nur kurz auf einen sehr bekannten Schwertkämpfer eingehen. Miyamoto Musashi (1584-1645) war ein begnadeter japanischer Schwertmeister, der im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis gelangte, das nicht die Technik und das Gerät in den Mittelpunkt des Seins stehen soll, sondern den Weg und das Wesen des Budo. Teilweise nur mit einem Bokken (Holzschwert) ausgerüstet hat er alle Kämpfe überlebt und erkannt das die Technik und das Töten nicht das Ziel sein darf, sondern nur der Weg hin zu einer Vervollkommnung des Menschen. Auch wenn vielleicht jeder etwas anderes unter dem Begriff der Vervollkommnung versteht, so sollte, meiner Meinung nach, Gewaltverzicht und Harmonie mit der Umwelt, wie auch Selbstsicherheit und Ausstrahlung eine Basis in der Übersetzung dieses Wortes sein.

Ich bin mir sicher, dass nicht alle Leser mit dem Inhalt übereinstimmen und manche Aspekte und Aussagen kritisch lesen werden. Es sollte also einfach als Anregung betrachtet werden, sich über den Budo-Sport und sein inneres sowie äußeres Erscheinungsbild Gedanken zu machen, sowie den Gedanken des Budo zu achten und bewahren.